BrownScore – für mehr Nutzungsdauer und Funktionalität

Auch im Zeitalter von Genomics ist die Faszination, die von schönen Kühen ausgeht, ungebrochen. Gerade Kühe der Rasse Brown Swiss begeistern auf Tierschauen immer wieder durch ihr herausragendes Exterieur und zeigen, dass hohes Leistungsvermögen und ein tadelloses Erscheinungsbild kein Widerspruch sind.

Das Beschreibungssystem Brownscore unterstützt dieses Ziel, indem es in idealer Weise, die Merkmale nach fest definierten Vorgaben  einstufen lässt und ihre Kombination nach populationsspezifischen Vorgaben berücksichtigt.

Hedina (Vater: Husjet), Züchter: Norbert Meggle, Dietmannsried

Hedina (Vater: Husjet), Züchter: Norbert Meggle, Dietmannsried

Die Exterieurbewertung einer Kuh muss dabei in der Lage sein, die Optimierung der Nutzungsdauer nach klar definierten wissenschaftlichen Grundlagen in Erfassung und Darstellung abzubilden. Die klar definierten Einzelmerkmale müssen zu einer sinnvollen und praxistauglichen Komplexnote zusammengefasst werden. Diese Forderung wird durch Brownscore erfüllt.

Wie funktioniert Brownscore?

Da die Zusammenführung der Einzelnoten zu plausiblen und möglichst einheitlichen Ergebnissen führen soll, muss jede Einzelnote nach ihrem Beitrag zur Nutzungsdauer kalkuliert werden. Hierfür ist der Einsatz von elektronischen Berechnungssystemen unabdingbar. In einer Indexberechnung werden die Hauptnoten angezeigt und auf eine Normalverteilung im Skalenbereich von 65 bis 95 umgesetzt. Die Bewertungsergebnisse entsprechen somit den statistischen Vorgaben und das Ergebnis lässt sich qualitativ zur Gesamtpopulation einschätzen. Brownscore berücksichtigt dabei das Alter der Kuh. Eventuell vorhandene Mängel werden durch eine 2-stufige Eingabe in der Komplexnote berücksichtigt.

Die Beschreibung der linearen Einzelmerkmale erfolgt auf einer Skala von 1 bis 9. Zur Berechnung der Vorschlagsnoten werden die Beiträge aus den Einzelmerkmalen gemäß deren Auswirkung auf die Nutzungsdauer gewichtet. Der Anteil der Einzelmerkmale für die Berechnung der Komplexnote erfolgt nach den Vorgaben der europäischen Brown Swiss Züchtervereinigung. Der ausgewiesene Vorschlag für die Komplexe Fundament und Euter kann vom Beurteiler um +/- 3 Punkte abgeändert werden. Somit ist die fachliche Kenntnis des Experten weiterhin gefragt, um den Vorschlag tierspezifisch adaptieren zu können.

Tabelle 1: Aussage der Komplexnoten für
Rahmen/Becken/Fundament/Euter in Brownscore

Das Populationsmittel entspricht laktationsunabhängig 80 Punkten bei einer Reichweite der Skala von 65-95 Punkten. Bei Kühen ab der zweiten Laktation ist eine Öffnung der Skala auf 98 Punkte erweiterbar, sofern die Ausprägung in Fundament und Euter extrem außergewöhnlich positiv ist.

Hauptmerkmale im Detail

RAHMEN

Die Berechnung für RAHMEN erfolgt aus den gemessenen und beschriebene Einzelmerkmalen Kreuzhöhe, Brustbreite, Rumpftiefe und Oberlinie. Dabei ist berücksichtigt, dass bei den gemessenen Merkmalen ein Wachstum der Kuh von der ersten zur dritten Laktation erfolgt.

Grafik 1: Gewichtung der Einzelmerkmale zur Berechnung der Komplexnote RAHMEN

Tabelle 2: Beispiel Komplexnote für RAHMEN in Abhängigkeit der Laktation

Beispiel Komplexnote für Rahmen in Abhängigkeit der Laktation

BECKEN

In der Komplexnote für BECKEN sind ebenfalls gemessene und beschriebene Merkmale kombiniert. Diese sind Beckenlänge, Beckenbreite, Umdreher und Beckenneigung. Die gemessenen Merkmale sind der altersgemäßen Entwicklung der Kuh angepasst.

Grafik 2: Gewichtung der Einzelmerkmale zur Berechnung der Komplexnote BECKEN

Gewichtung der Einzelmerkmale für das Hauptmerkmal BECKEN

Tabelle 3: Beispiel Komplexnote für BECKEN in Abhängigkeit von der Laktation

Tabelle 3: Beispiel Komplexnote für BECKEN in Abhängigkeit der Laktation

FUNDAMENT

Die Vorschlagsnote FUNDAMENT setzt sich aus den in Grafik 3 angeführten vier Einzelmerkmalen zusammen. Die Gewichtungen der Merkmale erfolgt nach europäischer Vereinbarung und unterstützen die Nutzungsdauer.

Grafik 3: Gewichtung der Einzelmerkmale zur Berechnung der Komplexnote FUNDAMENT

Tabelle 4: Laktationsspezifische Komplexnote bei identen Einzelnoten am Beispiel FUNDAMENT

EUTER

In der Vorschlagnotenberechnung EUTER werden die in Grafik 2 angeführten 12 Einzelmerkmale entsprechend der internationalen Vereinbarung und ihrer Auswirkung auf die Nutzungsdauer gewichtet.

Grafik 4: Gewichtung der Einzelmerkmale zur Berechnung der Komplexnote EUTER

Basierend auf wissenschaftlichen Grundlagen beeinflussen somit vor allem die Sprunggelenkswinkelung und der Euterboden, aber auch die Merkmale Voreuteraufhängung, Strichplatzierung und Zentralband sowie Sprunggelenksausprägung die Lebensdauer von Kühen entscheidend. Kühe, die in diesen nutzungsdauerrelevanten Merkmalen gute Ausprägungen aufweisen, erhalten höhere Komplexnoten, deren Höhe wiederum laktationsspezifisch ausfällt (Tabelle 3 und 4).

Tabelle 5: Laktationsspezifische Komplexnoten bei identen Noten am Beispiel EUTER

Die Euterreinheit wird bei der Beurteilung überprüft und vorhandene Nebenstriche erfasst. Diese wirken sich nicht auf die Berechnung der Vorschlagsnote für EUTER aus . Die Euterreinheit ist ein selbständiges Merkmal der linearen Beschreibung und als ausgewiesener Zuchtwert Teil des Balkendiagrammes von Stieren. Die Häufigkeit von Nebenstrichen und die Art der Nebenstriche bei den bewerteten Töchtern, beeinflusst den Zuchtwert Euterreinheit des Bullen. Die Nebenstriche sind nach ihrer Beeinträchtigung hinsichtlich Funktionalität gewichtet.

Vorhandene Mängel erkennen

Unter Exterieurmängel versteht man Ausprägungen am Tier, die bei der linearen Merkmalsbeschreibung nicht erfasst werden, aber trotzdem einen Einfluss auf Funktionalität und Nutzungsdauer haben. Die Mängel sind den Komlexbereichen zugeordnet und beeinflussen bei ihrer Erfassung die Komplexnote. Je nach dem Grad der Ausprägung des Mangels wird zwischen den Stufen 1 und 2 unterschieden. Generell werden dann 2 bzw. 4 Punkte von der errechneten Vorschlagsnote abgezogen.

Restriktionen wirken limitierend

Da sich die Komplexnoten aus unterschiedlichen Einzelmerkmalen zusammensetzen, können relativ schlechte Einzelnoten durch besonders gut eingestufte Merkmale wieder ausgeglichen werden.  Liegen allerdings bei einzelnen Merkmalen bereits sehr nutzungsbeschränkende Zustandbeschreibungen vor, dann leidet die Funktionalität des Tieres in jedem Fall. Deshalb werden in solchen Fällen die Komplexnoten begrenzt. Man spricht hier von Restriktionen. Wird z.B. der Euterboden mit der Ziffer 2 beschrieben, kann die Euternote nur noch max. 75 Punkte betragen. Diese im Programm hinterlegten Restriktionen bestehen für sieben Mermale.  Da die Sprunggelenkswinkelung ein Merkmal mit einem intermediärem Optimum ist, gibt es sowohl bei zu steilen, als auch bei zu gewinkelten Hinterbeinen Begrenzungen für die Fundamentnote.

Gesamtnote Exterieur 

Aus den Komplexnoten wird eine Gesamtnote für Exterieur berechnet. Somit ist in einer Zahl die Qualität der Kuh aufgrund aller Einzel- und Hauptmerkmale zusammengefasst. Die Gewichtung der Komplexnoten erfolgt dabei nach folgenden Anteilen:

Die Ausweisung der Gesamtnote erfolgt auch auf der Skala 65 bis 95.

Anwendung von Brownscore 

Seit 2013 werden die linearen Beschreibungen von Jungkühen im Rahmen der Leistungsprüfung Exterieur mit Brownscore durchgeführt. Die erfassten Daten sind die Grundlage für die Zuchtwerschätzung.  Auch für die Bewertung von einzelnen Kühen im Herdbuch und für die Selektion von Bullenmütter wird Brownscore angewendet.  Dabei kommt das System in den Deutschland und Österreich deckungsgleich zum Einsatz. Dies ist eine sehr gute Voraussetzung für eine möglichst einheitliche und vergleichbare Datengrundlage in der länderübergreifenden Zusammenarbeit.

Quelle: Luntz, B. , Schweiger, S., Institut für Tierzucht, Grub